Was hat Abnehmen mit dem Gehirn zu tun?!

Oft werde ich gefragt, warum ich immer von "gehirngerecht Abnehmen" spreche. Was hat eigentlich das Gehirn mit Gewichtsreduktion zu tun?  Reicht es nicht, wenn man einfach weniger isst und ein bisschen Sport macht?


Wenn das so einfach wäre, wären alle schlank, denke ich…..

 

Natürlich ist das Um und Auf kalorienreduzierte Ernährung und Bewegung. Das Problem ist, dass Dinge wie Motivation, Durchhaltevermögen, Essen aus Lust oder Frust usw.  vom Gehirn kommen und eigentlich sind das die Kernprobleme warum oft nachhaltiges Abnehmen nicht funktioniert.

 

Am Anfang eine kleine Metapher...

Es war einmal ein fleißiger Gemüsebauer. Er hatte eine reiche Ernte und wollte das Gemüse am Markt im Nachbardorf verkaufen. So legte er seinem treuen Esel die Körbe an, füllte sie mit der reichen frischen Ernte und marschierte los. Der Bauer und sein Esel gingen den Weg entlang aus dem Dorf ­ hinaus. Es war ein wunderbarer Tag, und sie kamen schnell voran.

 

Als sie eine bunte Blumenwiese überqueren wollten, blieb der Esel plötzlich stehen. Der Bauer versuchte, seinem Esel gut zuzureden, ihn zur Vernunft zu bringen: „Komm, Esel, wir müssen bald im Dorf sein, sonst wird es zu spät!“ Der Esel jedoch schien ihn nicht zu hören.

 

So zerrte der Bauer an dem Seil, mit dem er den Esel führte, und das Seil spannte schon am Hals des Esels, doch der Esel blieb stehen. Der Bauer begann zu fluchen und zu schimpfen, aber egal was er machte, der Esel blieb einfach stehen.

 

Plötzlich sprang der Esel auch noch auf die Seite und verlor die vollen Körbe. Es sah so aus, als wollte er mit dem vorbeifliegenden Schmetterling fangen spielen. Der Esel war vergnügt, und der Bauer wurde immer wütender und besorgter, dass er nicht rechtzeitig ins Nachbardorf kommen würde. Doch je mehr der Bauer versuchte, den Esel zu bedrängen, desto weniger schien ihn der Esel zu registrieren. Der Esel machte sein eigenes Programm, und das hieß: Nutze die Gunst der Stunde!

 

So manchem ist dieses Szenario vielleicht in abgewandelter Form bekannt:

 

Wir beschließen, eine Diät zu beginnen. Rational gibt es viele Argumente, die dafür sprechen: mehr Gesundheit, tolle Kleidung, sich in seinem Körper wohler fühlen, weniger außer Atem kommen, sich auf Fotos besser gefallen, mehr bewundernde Blicke vom anderen Geschlecht – einfach Freiheit und Lebenslust.

 

Der präfrontale Cortex, in obiger Metapher der Bauer, ist stark in die Handlungsplanung involviert, also in situationsangemessene Handlungssteuerung, sowie in die Regulation emotionaler Prozesse und in die Verhaltenskontrolle. Wir planen also, eine Diät zu beginnen. Einige Zeit geht das auch gut, und alle guten Vorsätze werden umgesetzt. Doch meist kommt dann irgendwann der Tag auf der Blumenwiese, auf der unser Esel (das limbische System) lieber Schmetterlingen nachjagt und von den Diätplänen nichts mehr wissen will.

 

Das limbische System verarbeitet u.a. Emotionen, ist an der Steuerung des Triebverhaltens beteiligt und ist ein wesentlicher Bestandteil des Belohnungssystems. Ebenso beeinflusst das limbische System komplexe Verhaltensweisen, wie das Sozialverhalten, Lernprozesse und eben auch die Nahrungsaufnahme.

 

Ein Esel ist ein äußerst intelligentes Tier, aber langfristige Pläne sind nicht sein Metier. Er kann gut reagieren, aber proaktives Handeln ist wohl eher Aufgabe des Bauern. Manchmal mag uns also der Esel stur erscheinen, doch in Wahrheit reagiert er einfach kurzfristig auf irgendeinen Reiz, und das langfristige Ziel des Bauern erscheint unwichtig. Im Kampf ums Überleben ist das auch sinnvoll, in unserer zivilisierten Welt müssen wir manchmal den Esel etwas austricksen, um die Verfolgung langfristiger Ziele zu gewährleisten.

 

 

Die 3 wichtigsten Gehirn-Faktoren

Die Macht der Gewohnheit

 

Wenn der Esel regelmäßig zum Markt geht, hat er Routine und es wird weniger oft vorkommen, dass er sich ablenken lässt.

 

Unser Ess- und Bewegungsverhalten wird von Gewohnheiten gesteuert. Das fängt damit an, was und wie wir unser Frühstück verzehren, ob und was wir snacken, wie viele Mahlzeiten wir brauchen usw. Gehirngerecht Abnehmen bedeutet Gewohnheiten Schritt für Schritt zu ändern, um neue, gesunde und figurfreundliche Gewohnheiten zu schaffen.

 

Der Versuchung widerstehen

 

Wenn der Esel Scheuklappen angelegt hat, sieht er so manchen Schmetterling auf der Wiese nicht, also wird er brav weitermarschieren.

 

Überall lauern Verlockungen: Ob wir mit Freunden in ein Restaurant gehen, im Supermarkt an der Kassa stehen, der Weg zur Arbeit mit wohlriechenden Backwaren gesäumt wird oder zuhause die Naschlade laut unseren Namen ruft. Gehirngerecht Abnehmen bedeutet zu lernen, wie man mit den Versuchungen besser umgeht, oder sie gar nicht erst wahrnimmt.

 

Essen aus emotionalen Gründen

 

Wenn der kleine Esel irgendwann mal gelernt hat, dass es einem gleich besser geht, wenn er einen Schokoriegel bei einem aufgekratzten Knie bekommt, oder ihn ein Eisbecher wieder glücklich macht, wenn er traurig ist, dann sehnt er sich immer mehr nach Naschsachen.

 

Essen ist in unserem Gehirn auch stark mit dem Belohnungszentrum gekoppelt. Vor allem fett- und zuckerreiche Speisen lösen ein Suchtverhalten aus, das dem der Kokainsucht sehr ähnlich ist. Es werden sogenannte „Glückshormone“ freigesetzt, und das brauchen wir ja besonders, wenn es uns schlecht geht. Leider, wie bei jeder Sucht, muss die Dosis immer höher werden um das gleiche angenehme Gefühl zu bekommen.

 

Gehirngerecht Abnehmen heißt, uns zu entwöhnen, vor allem von ungünstigen Zucker-Fett-Gemischen und zu lernen, das Serotoninzentrum anders in die Gänge zu bringen.

 

Ich arbeite derzeit fieberhaft an einem Online-Video-Kurs, daher bin ich ganz besonders neugierig auf eure Antworten:

  • Was sind eure größten Stolpersteine beim Abnehmen?
  • Steht euch auch manchmal euer kleiner Esel im Weg?
  • Was macht er genau?

Ich freue mich auf eure Kommentare!

 

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